Der Hochgeschwindigkeitsverkehr bleibt ein zentrales Element bei der Umstellung des britischen Verkehrswesens auf ein post-fossiles Transportsystem. Für die Strecken London–Paris und London–Brüssel ist der Zug- gegenüber dem Flugverkehr besonders konkurrenzfähig – mit kurzen Fahrzeiten, zentralen Bahnhöfen und geringeren CO₂-Emissionen.
Laut einer Studie, die im Auftrag von HS1 Ltd. durchgeführt wurde, reduziert die Nutzung der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen London und dem Eurotunnel die CO₂-Emissionen des Vereinigten Königreichs um das Äquivalent von 60.000 Kurzstreckenflügen pro Jahr. Damit sparen internationale Bahnreisen auf dieser Strecke jährlich rund 750.000 Tonnen CO₂ ein.
Obwohl der Betrieb der Strecke durch die Pandemie und die Brexit-bedingten Änderungen erschwert wurde, bleibt HS1 ein entscheidender Baustein für die Dekarbonisierung des öffentlichen Verkehrs im Vereinigten Königreich.
Wir sind davon überzeugt, dass HS1 weiterhin ein strategisches Vorzeigeprojekt für die transformative Wirkung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs ist – getragen von einer anfänglichen Vision und einem Weitblick, der sicherstellt, dass die Vorteile möglichst vielen zugutekommen.
Streckenplanung und Analyse
Unsere Reise mit HS1 begann 1989, als wir vorschlugen, den Eurotunnel mit London über einen Bahnhof im östlich gelegenen Stadtteil Stratford zu verbinden. Unser Ansatz war einfach: Wie kann die Strecke so nutzbringend wie möglich gestaltet werden – mit einem Bahnservice, der den Bedürfnissen von Berufspendlern, der lokalen Bevölkerung, dem Gütertransport und internationalen Reisenden gleichermaßen gerecht wird?
Die von uns vorgeschlagene Route verlief nördlich der Themse und gezielt durch Gebiete mit hohem Entwicklungspotenzial wie Stratford und das Gebiet rund um den Bahnhof St. Pancras in King’s Cross. Auch die stillgelegten Kreidebrüche von Kent, boten Raum für neue Nutzungen. Die HS1-Strecke war somit ein wesentlicher Impulsgeber für die wirtschaftliche Entwicklung in Ost-London und Nord-Kent. Die verbesserte Anbindung führte zu einem deutlichen Anstieg von Wohnbauprojekten, Gewerbeansiedlungen und Infrastrukturmaßnahmen in der Region. Im Jahr 1991 entschied sich die britische Regierung für die von uns vorgeschlagene Strecke.
Um die notwendige Unterstützung für eine so bedeutende neue Bahnlinie zu gewinnen, war eine umfassende und intensive Einbindung der lokalen Bevölkerung unerlässlich. Parallel dazu identifizierten wir ungenutzte Flächen in King's Cross, St. Pancras, Stratford, Ebbsfleet und Ashford und verbanden sie mit einer Trassenführung, bei der Gebiete von außergewöhnlicher natürlicher Schönheit gemieden wurden. Es handelte sich um einen kreativen und ausgewogenen Vorschlag, der die Belange der Umwelt, der Erneuerung und der wirtschaftlichen Entwicklung berücksichtigte und gleichzeitig die bestehenden Gemeinden und Wohngebiete kaum beeinträchtigte. Kein einziges Haus musste abgerissen werden, um die Trasse zu bauen.