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Visualisierung des neuen amedes Kompetenzzentrums in Göttingen mit grüner Fassade.; Visualisierung des neuen amedes Kompetenzzentrums in Göttingen mit grüner Fassade.;

amedes Kompetenzzentrum, Göttingen

Wie Nachhaltigkeitsaspekte die zeitgenössische Architektur beeinflussen

Auf der Göttinger Siekhöhe entsteht derzeit das neue Kompetenzzentrum des international tätigen Life-Science-Unternehmens amedes. Das dreiteilige Gebäudeensemble besteht aus einem vierstöckigen Verwaltungsgebäude mit Schulungs- und Tagungsbereich von schneider + schumacher Architekten sowie einem hochmodernen Labor und einem direkt angeschlossenen Logistikzentrum.

Der Neubaukomplex soll nicht nur höchste Ansprüche an funktionales und zeitgemäßes Arbeiten erfüllen, sondern mit Gründächern, bepflanzten Dachterrassen und vertikal begrünten Fassaden neue Maßstäbe für das künftige „InnovationsQuartier Herbert-Quandt-Straße“ setzen. Bereits im nächsten Jahr werden dort rund 500 Mitarbeitende ihre Tätigkeit aufnehmen.

Kontinuierliche Optimierungsprozesse in der Planung

Eine besondere Herausforderung des Projektes bestand darin, die anspruchsvolle Architektur mit den hohen Anforderungen an die Funktionalität und die Nachhaltigkeit des Gebäudeensembles zu vereinen und dabei auf komplizierte Technik zu verzichten. In enger Zusammenarbeit mit dem Bauherrn und Projektbeteiligten aus den unterschiedlichen Disziplinen entstand im Zuge eines kontinuierlichen Optimierungsprozesses ein Entwurf mit einer Reihe außergewöhnlich pragmatischer Lösungen.

Energiesparpotentiale bei der Fassadengestaltung

Unsere Berechnungen ergaben, dass sich die Energiebilanz des Verwaltungsgebäudes deutlich verbessern ließe, wenn die opaken und transparenten Flächenanteile in der Fassade gleich groß wären. Die Architekten entwickelten daraufhin einen Entwurf mit einer Pfosten-Riegel-Fassade mit Vollverglasung im Erdgeschoss und einer Bandfassade in Teilen des Erdgeschosses und in den Obergeschossen, der die Energiesparpotentiale voll ausschöpft.

Gebäudebegrünungen an den Südfassaden und auf den Dächern werden diesen Erfolg unterstützen, denn neben der ästhetischen Außenwirkung haben die Grünflächen positive Effekte auf den Energiebedarf. Die Dachflächen erhalten mit der Begrünung auch eine Retentionsschicht, um künftige Starkregenereignisse abzufangen.

Das Verwaltungsgebäude wird mit H-förmigem Grundriss errichtet. Diese Gebäudeform erlaubt den bestmöglichen Lichteinfall in alle Flächen und ermöglicht so ein gesundes und gleichzeitig stromsparendes Arbeiten mit Tageslicht. Foto: schneider + schumacher

Akustische Herausforderungen bei der natürlichen Belüftung

Für das Gebäudeensemble ist eine zentrale Energieversorgung mit niedrigem Primärenergiefaktor vorgesehen. Die Wärme- und Kälteversorgung erfolgt zentral als Quartierslösung über Wärmepumpen und eine Geothermie Anlage mit ca. 50 Erdsonden. Die Büroflächen des Verwaltungsgebäudes werden mit Heiz- und Kühldecken ausgestattet und erhalten sowohl eine natürliche Belüftung für die fassadenangrenzenden Büroräume als auch eine mechanische Belüftung der innenliegenden Fläche sowie Seminar- und Besprechungsräumen.

Um zu verhindern, dass der Verkehrslärm der nahegelegenen Autobahn durch die manuell zu öffnenden Fenster dringt, haben wir auf Basis einer gemeinsamen Studie mit den Architekten ein Konzept mit einer effektiven manuellen Stoßlüftung entwickelt.

Flexibilität in der Raumplanung

Um spätere Nutzungsänderungen in den Flächen problemlos umsetzen zu können, setzten unsere Tragwerksplaner auf Flexibilität in der Raumaufteilung. Sie entwickelten ein Konzept in Rasterbauweise, so dass es keine tragenden Wände in den Büroflächen gibt. Unsere Experten von der TGA haben dann die Kühl- und Heizdecken auf das mögliche Ausbauraster ausgelegt. Dadurch wird eine flexible Raumaufteilung möglich.

Auch eine Aufteilung der Gesamtfläche auf mehrere Nutzer wäre unkompliziert. Die mittige Anordnung der Kernbereiche im Gebäude ermöglicht es, die Obergeschosse mit geringem Aufwand in einzelne Nutzungseinheiten mit unterschiedlichen Nutzern pro Büroriegel aufzuteilen.

DGNB-Gold-Standard

Das Gebäudeensemble erfüllt hohe Anforderungen an Umweltverträglichkeit, Ressourcenschutz und Nachhaltigkeit, denn mit einem geplanten Anteil von mindestens 55 Prozent aus erneuerbaren Energien, werden alle Gebäudeteile den erhöhten KfW-40-Standard mit zusätzlicher Energieeffizienzklasse EE (erneuerbare Energien) und den DGNB-Gold-Standard erreichen.