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Nahaufnahme des sanierten Gebäudes Haus Neumarkt.; Nahaufnahme des sanierten Gebäudes Haus Neumarkt.;

Haus Neumarkt, Köln

Wie eine denkmalgerechte Fassadensanierung kreislaufgerechtes Bauen ermöglicht

Das „Haus Neumarkt“ besitzt als Büroimmobilie der Nachkriegsarchitektur sowie durch seinen zentralen Standort eine besondere Bedeutung für die Kölner Innenstadt. Denn nachdem ein Großteil der Nachkriegsbauten schrittweise aus dem Stadtbild verschwunden ist, fand in den letzten Jahren ein Umdenken statt. Zur Bewahrung des baukulturellen Erbes wurden viele der verbleibenden Gebäude entweder komplett oder partiell unter Denkmalschutz gestellt. Darunter auch die Fassade von „Haus Neumarkt“, die von Arup nach historischem Vorbild und modernsten technischen Standards wiederhergestellt wurde.

Als Resultat einer nicht denkmalgerechten Sanierung in den 80er Jahren hatte das Gebäude seinen ursprünglichen 50er Jahre Charme komplett verloren. Nachdem kurzzeitig über einen Neubau nachgedacht wurde, entschloss sich der Eigentümer, das „Haus Neumarkt“ mit seinen knapp 4.000 m² Brutto-Grundfläche zu erhalten und im Rahmen einer energetischen Revitalisierung zukunftstauglich zu machen. Arup wurde mit der Architektur (Planung der Gebäudehülle), der Bauphysik und dem Schallschutz beauftragt.

Eckdaten


2.500t CO2-Einsparung

-10dBGeräuschbelastung in Innenräumen

50erJahre Bau

Die Fassade ist ein großer Gewinn für das Gebäude und den Umgebungsbereich. In konstruktiver Zusammenarbeit mit unserer Behörde haben die Experten von Arup eine Vielzahl von Einzellösungen entwickelt, die die Details und atmosphärische Wirkung der 50er Jahre Architektur wieder zum Vorschein bringen. ” Rita Pesch-Beckers Gebietsreferentin des Stadtkonservators im Amt für Denkmalschutz- und Denkmalpflege in Köln

Denkmalgerechte Rekonstruktion

Schützen, regulieren, repräsentieren – die Funktionen von Fassaden sind vielfältig. Als verbindendes Element zwischen Innen- und Außenraum müssen sie sich zudem harmonisch in das städtebauliche Erscheinungsbild des Quartiers einfügen. „Haus Neumarkt“ zeigt, wie man dieser Multifunktionalität gestalterisch gerecht werden kann. Da die unsachgemäße Sanierung in den 80er Jahren irreversible Schäden an der Gebäudehülle hinterlassen hatte, mussten wir die elegante Natursteinfassade aus Jura- und Muschelkalkstein mit den typischen dreigeteilten Kölner Fenstern sowie den markanten schwarzen Glasbrüstungen unter Berücksichtigung aktueller bauphysikalischer Normen und nach dem historischen Vorbild rekonstruieren.

Reduzierter Energiebedarf

Einer der größten Schwachpunkte von Nachkriegsbauten ist ihr hoher Energieverbrauch. Als thermische Hülle hat die Fassade großen Einfluss auf die Energiebilanz eines Gebäudes. Um die schlanke Silhouette von „Haus Neumarkt“ durch die Dämmung nicht zu beeinträchtigen, wurde die Fassade leicht nach vorne versetzt. Ohne seine Proportionen zu verändern konnte das Gebäude so gedämmt werden. Durch eine Kombination aus hochwertiger Dämmung, energieeffizienter Lüftungs- und Kühlungstechnik sowie maßgeschneidertem Sonnen- und Blendschutz haben wir den Energieverbrauch minimiert und den Aufenthaltskomfort des Gebäudes maximiert.

Aufgrund der innerstädtischen Lage an einem stark frequentierten Verkehrsknotenpunkt muss die Fassade erhöhte Schallschutzanforderungen erfüllen. Mit modernen Schallschutzverglasungen sowie umlaufenden Anschlusszargen konnten die ursprüngliche Geräuschbelastung in den Innenräumen um ca. zehn Dezibel reduziert werden.

Da in der Fassade viele wertvolle Ressourcen stecken, haben wir sie so konzipiert, dass sie sich am Ende der Nutzungsphase wieder- oder weiterverwenden lässt. ”

Profil von Andreas Ewert Andreas Ewert Architekt und verantwortlicher Projektleiter bei Arup

Zirkuläres Design

Da der sparsame Umgang mit Rohstoffen und Baumaterialien ein wichtiger Hebel zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes ist, rückt neben einem verminderten Energieverbrauch zunehmend auch die Reduzierung des Ressourcenverbrauchs in den Fokus. Am nachhaltigsten sind Baumaterialien, die bereits vorhanden sind und nicht neu hergestellt werden müssen. Das spart Energie, Rohstoffe, Abfall und letztlich auch CO2. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft verzichteten wir bei der Sanierung weitestgehend auf Verbundwerkstoffe. Stattdessen wurden sortenrein trennbare Materialien und einfache Steckverbindungen verwendet, die einen Rückbau erleichtern.

Überlegene Ökobilanz

Aufgrund ihrer schlanken Konstruktion und des dadurch niedrigen Gewichts sind Gebäude der Nachkriegsmoderne oft nachhaltiger als massive Bauten. Weitere Nachhaltigkeitspotenziale eröffnet der Erhalt der Altbausubstanz und der Verzicht auf einen Neubau. Allein durch die Weiternutzung des Stahlbetontragwerks konnten bei der Sanierung von „Haus Neumarkt“ ca. 1.600 m³ Stahlbeton und damit 2.500 Tonnen CO2 eingespart werden.