Nach Eröffnung des neuen internationalen Flughafens Berlin Brandenburg im Oktober 2020 wurde der bisherige Stadtflughafen Tegel geschlossen. Der Bund und das Land Berlin planen auf dem mehr als 200 Hektar großen Areal einen innovativen Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien – The Urban Tech Republic – zu entwickeln mit einem neuen Wohnquartier mit rund 5.000 Wohnungen in der direkten Nachbarschaft.
Das GRAFT Brandlab hat zusammen mit Arup, Transsolar, EPEA und PCH im Auftrag der Tegel Projekt GmbH eine Vision für dieses Stadtquartier erarbeitet, die aufzeigt, wie Stadtquartiere im 21. Jahrhundert nachhaltig und lebenswert entwickelt werden. Ein besonderes Augenmerk liegt auf nachhaltigem Bauen und umweltschonender Mobilität, auf dem effizienten Einsatz von Energie, Wasser und Materialien und der synergetischen Verknüpfung all dieser Bereiche.
Eine nachhaltige Vision für The Urban Tech Republic
In einem ersten Schritt entwickelte unser Foresight Team mögliche Zukunftsszenarien im Hinblick auf maximale Nutzung von urbanen Ressourcen sowie unterschiedliche zukünftige Nutzergruppen und definierte dafür relevante Anforderungen. Auf dieser Basis wurde ein Konzept mit Maßnahmenkatalog für die grüne Infrastruktur, die Materialienauswahl, das urbane Wassermanagement und den Einsatz digitaler Technologien erarbeitet.


Der Flughafen Tegel soll ein innovativer Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien werden. © Tegel Projekt GmbH | GRAFT Architekten
Mehr Lebensqualität durch grüne Infrastrukturen
Die grüne Infrastruktur ist ein besonders wichtiger Bestandteil unseres Konzeptes. Sie soll sowohl die Aufenthaltsqualität – und damit das Wohlbefinden im Stadtquartier verbessern – als auch die Luftbeschaffenheit und die Akustik positiv beeinflussen. Entscheidend für den Erfolg sind neben technischen Anforderungen vor allem die richtigen Betreibermodelle, welche den erfolgreichen Betrieb garantieren. Hier ist denkbar, dass beispielsweise Flächen für urbane Landwirtschaft lokale Betriebe mit Nahrungsmitteln versorgen. Nachhaltige Ressourcennutzung im Sinne der Circular Economy.
Prinzipien der Circular Economy sind die Basis
Auf das Wohlbefinden haben auch die Materialien einen großen Einfluss. Es sollen ausschließlich gesunde und rezyklierbare Stoffe verwendet werden. Um sicherzustellen, dass sie im Sinne der Circular Economy wiederverwendet werden können, sieht unsere Planung vor, alle Bauwerke als sogenannte „Materialbanken“ zu errichten. Technisch möglich wird dies durch eine ganze Reihe von Innovationen, unter anderem können sogenannte Digital Twins mit virtuellen Materialpässen eingesetzt werden, um die nötige Transparenz über den gesamten Lebenszyklus zu gewährleisten und Materialien, Produkte und Systeme am Lebensende in technische und ökologische Kreisläufe zurückzuführen. Ein nachhaltiges urbanes Wassermanagement soll die Nährstoffe aus dem Wasserkreislauf durch eine dezentrale Aufbereitung von Abwasserströmen zurückgewinnen. In Verbindung mit nachhaltigen Abfallwirtschaftskonzepten, einer dezentralen Energieversorgung und einer zukunftsweisenden Gebäudetechnik bietet unser Wassermanagementkonzept eine resiliente und bei Bedarf sogar autarke Versorgungsinfrastruktur.
“Diese außergewöhnliche Zusammenarbeit ermöglichte es uns, nachhaltige und digitale städtische Innovationen zu entwickeln, die Städte auf der ganzen Welt dazu inspirieren sollen, das Leben der Menschen zu verbessern. ”
Martin Pauli Global Circular Economy Services Leader
Digitale Verknüpfung von Einrichtungen und Serviceleistungen
Digitale Technologien sollen den Betrieb des Forschungs- und Industrieparks effizienter machen und gleichzeitig das Nutzererlebnis verbessern. Hierfür werden die Gebäude technisch und energetisch aufgewertet und das Angebot für deren Nutzung, die Campusmobilität und die Orientierung mit der Erstellung von mobilen Apps deutlich optimiert.
DGNB Vorzertifizierung in Platin
The Urban Tech Republic wurde als erstes Gewerbequartier mit dem DGNB Nachhaltigkeits-Vorzertifikat in Platin ausgezeichnet. Das Konzept für das neue Stadtquartier erfüllt damit die Anforderungen an umweltfreundliche und energieeffiziente Gebäude, die Ressourcen schonen und zugleich dem Komfort der Nutzer dienen. Die Bewertung erfolgte mit Blick auf die Infrastruktur und den ihr übergeordneten Standortkonzepten, dazu zählen beispielsweise der Umgang mit Energie, Wasser und Abfall.
Die DGNB – Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – ist ein gemeinnütziger Verein zur Förderung des nachhaltigen Bauens und Betreibens der gebauten Umwelt.
Podcast: Klimaneutrale Städte
Deutschland soll bis 2050 klimaneutral sein. Den höchsten Anteil an CO2-Emissionen produzieren derzeit Gebäude und Verkehr. Das muss sich ändern. Der Flughafen Tegel ist nur ein Projekt, das zeigt, wie es möglich ist. Erfahren Sie in unserem Podcast „Die Stadt für morgen“ mehr darüber, wie sich CO2-Emissionen in den Städten reduzieren lassen. Mehr erfahren.
Cities Alive: Rethinking green infrastructure
Unser Bericht zeigt, auf Basis von Forschungen und Trends, wie wir lebenswertere und gesündere Lebensräume gestalten können, indem wir bei der Planung und Entwicklung von Städten die Natur stärker integrieren und grüne Infrastrukturen schaffen.
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